Montag, 4. Mai 2015

Warum lebe ich Plain? (Teil 2)

Heute möchte ich mich damit beschäftigen, wie sich ein plaines Leben in meinem Alltag äußert, denn nicht nur äußerlich unterscheide ich mich von vielen Aspekten der modernen Welt, sondern auch in meinem täglichen Leben hat sich mit dem Entschluss plain zu leben vieles verändert.

In vielen Familien ist das tägliche Miteinander zeitlich sehr begrenzt. Die Eltern gehen täglich 8 Stunden auf Arbeit, die Kinder sind im Kindergarten, Ganztagsschulen oder der Tagesmutter und oft beschränkt sich die gemeinsame Zeit auf das Wochende.
Bei uns ist das ganz anders. Wir haben uns bewust dafür entschieden, dass ich als Mutter zu Hause bleibe, auch wenn ich mit meiner Ausbildung gutes Geld verdienen könnte, aber wir wollten unsere Kinder nach unseren Vorstellungen erziehen. Auch wenn wir uns somit finanziell sehr einschränken müssen bereuen wir diesen Entschluss in keinem Moment.
Bei uns spielt Gott eine große Rolle im täglichen Zusammensein. Wir sitzen zum Frühstück, Mittagessen und Abendessen zusammen, zum Abendessen ist auch der Papa eigentlich immer dabei. Dabei spielen das Gebet, der Dank für die Gaben, die wir jeden Tag empfangen, aber auch das gemeinsame Essen eine wichtige Rolle. Ich finde es wichtig, das wir uns als Familie mindestens einmal am Tag zum gemeinsamen Essen zusammen finden und dabei nicht stumm in den Fernseher schauen sondern das gemeinsame Miteinander erleben. Wir sitzen zusammen, essen und unterhalten uns und ich denke auch für die Kinder, obwohl sie noch so klein sind, ist diese bewusste gemeinsame Zeit ein wichtiges Ritual.




Es spielt aber nicht nur eine Rolle wie wir essen, sondern auch das was wir essen. Ich versuche jeden Tag frisch zu kochen und dabei achte ich auf die Art der Lebensmittel, wo sie herkommen und das wir möglichst regional einkaufen. Seit einiger Zeit versuchen wir zudem noch vieles direkt beim Erzeuger ein zu kaufen. So holen wir Samstags Milch beim Bauern und versuchen auch meist das Gemüse, Wurst und Brot bei ansässigen Läden zu kaufen. So kennen wir unsere Fleischerfrau und halten einen Schwatz mit der Bäckerreiverkäuferin. Im Obstladen stauben unsere Jungs, weil sie so freundlich sind immer Gummibärchen ab und auch, wenn wir in den Supermarkt gehen, kennen wir jeden einzelnen der Verkäufer. Das bringt uns eine Gemeinschaft, die so in der annonymen Welt der Großstadt nicht mehr alltäglich ist, die uns aber durchaus bereichert.
Da wir aber nicht das große Geld haben setzen wir zusätzlich darauf Lebensmittel selbst an zu bauen. So haben wir ein kleines aber feines Gemüsebeet in unserem Garten und allerlei Beerensträucher. Zwei Apfelbäume dürfen natürlich auch nicht fehlen und im Herbst ziehe ich durch unseren Stadtteil und sammel von öffentlich gepflanzten Bäumen die Äpfel, Birnen und andere Früchte ab. Auch in so manchem Garten dürfen wir Pflaumen und Mirabellen pflücken und wilde Kirchen stehen auch auf unserem Ernteplan. All diese Früchte koche ich ein zu Marmeladen, Mus und dieses Jahr soll noch ein Safttopf kommen, damit ich uns auch mit frischen Säften eindecken kann.
Wir tuen das aber nicht nur, weil wir wenig Geld zur Verfügung stehen haben, wir tuen das auch, weil wir Gottes Schöpfung schätzen und es uns trifft, dass es Menschen gibt, die all diese wunderbaren Gaben von den Bäumen fallen lassen, zusammenkehren und verrotten lassen. Wenn man aber die Augen offen hält, dann sieht man, wie viele wunderbare Dinge uns Gott kostenlos zur freien Verfügung bereitstellt.
Zusätzlich setzen wir aber auch noch auf andere Aspekte in unserer Ernährung. Ich koche einfache, aber gute Hausmannskost. Wir verspeißen keinen Kavier, superteuren Speck oder edelstes Rindfleisch, denn das brauchen wir nicht um glücklich zu sein. Wir setzen auf das, was auch schon unsere Eltern und Großeltern kochten. Ich bereite die Speißen noch immer so zu, wie es meine Oma getan hat und verzichte auf extravagantes Schischi. So wird auch aus einem selbstgebackenem Brot mit Quark oder Wurst ein echtes Festessen und das nicht, weil das Brot aus peruanischem Edelgetreide gemacht ist, sondern weil es mit Liebe und Sorgfalt zubereitet wurde. Es geht darum, dass es satt macht, denn alles schöne Essen bringt nichts, wenn man hungrig vom Tisch aufsteht.




Ein plaines Leben äußert sich in so vielen Bereichen. Auch ein sauberes Haus und eine bescheidene Einrichtung gehört dazu, wie ein bescheidenes Äußeres. Denn alle plaines im Auftreten bringt einem nichts, wenn dann Leute in ein Haus kommen, dass von Überfluss und Schlampigkeit erzählt. Da wir in einem sehr großen Haushalt leben mit 4 Erwachsenen, zwei Kindern und einem Hund und ich den Großteil allein machen muss, versuche ich jeden Tag ein bisschen was sauber zu halten um damit das ganze Haus immer wieder zu putzen. Manchmal fehlt mir dazu die Disziplin und so ist bei uns nichts so sauber, dass man vom Fußboden essen könnte, aber doch so sauber, das man sieht, das wir uns bemühen. 

Und das ist eigentlich das, was für mich ein plaines Leben ausmacht, das man sich bemüht und zwar immer und überall. Man bemüht sich Menschen gegenüber offen, freundlich und hilfsbereit zu sein, man bemüht sich einen guten Haushalt zu führen und man bemüht sich so einfach wie möglich zu leben.


2 Kommentare:

  1. Ich habe zwar (noch) keine Kinder und kleide mich nicht plain, aber alles andere mache ich genauso. Mach weiter so :-) Liebe Grüße, Marie86

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  2. Bravo! Genau so ist es. Deine innere Haltung ist einfach super, liebe Lyne.

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